Christlieb Ehregott Gellert (1713-1795)
Hüttenchemiker; Bruder des Fabeldichters Christian Fürchtegott Gellert; Studium in Leipzig; Lehrer in St. Petersburg; 1762 sächsischer Oberhüttenverwalter; 1766-1795 erster Lehrer der "metallurgischen Chemie" an der Bergakademie.
Frühes Leben und Ausbildung
Christlieb Ehregott Gellert wurde am 11. August 1713 in Hainichen bei Freiberg geboren. Nach dem Besuch der Fürstenschule St. Afra in Meißen studierte er Naturwissenschaften an der Universität Leipzig. Im Jahr 1737 ging Gellert als Lehrer nach St. Petersburg, wo er später als Adjunkt an der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften tätig war. Dort beschäftigte er sich intensiv mit Physik und Chemie.
Obwohl ihm eine Professur an den Universitäten Leipzig oder Wittenberg in Aussicht gestellt wurde, kam es nicht dazu. Stattdessen kehrte Gellert nach Freiberg zurück, wo er vom Oberbergamt mit verschiedenen Aufgaben in der Chemie und Hüttenkunde betraut wurde.
Berufliche Laufbahn in Freiberg
Im Jahr 1753 wurde Gellert als Kommissionsrat mit beratender Stimme im Oberbergamt angestellt. Er erhielt die Aufsicht über Bergwerksmaschinen und hatte den Auftrag, Schmelzprozesse zu prüfen sowie Landesmaterialien zu analysieren. 1762 wurde er zum Oberhüttenverwalter und 1782 schließlich zum Bergrat ernannt.
Wissenschaftliche Leistungen und Lehre
Gellert leistete bedeutende Beiträge zur Weiterentwicklung des Freiberger Hüttenwesens. Seine wichtigste Innovation war die Einführung der Fässeramalgamation von Silbererzen in Europa. Die entsprechende Anlage auf der Halsbrücker Hütte wurde zwischen 1787 und 1790 errichtet und war 67 Jahre lang in Betrieb.
Seit seinem Eintritt in den Freiberger Dienst hatte Gellert die Nachfolge von Johann Friedrich Henckel im Unterricht der metallurgischen Chemie übernommen. Aufgrund seines exzellenten Rufs als Metallurge und Mineraloge zog sein Unterricht zahlreiche Gelehrte und Praktiker aus dem In- und Ausland an. Bereits 1749 unterrichtete er eine Delegation von fünf Experten, die im Auftrag des Königs von Sardinien das sächsische Berg- und Hüttenwesen studierten.
Als Gellert später das Henckelsche Laboratorium übernehmen sollte, errichtete er stattdessen ein eigenes Privatlabor, in dem er experimentell arbeitete. Er erstellte unter anderem eine Tabelle spezifischer Gewichte zur Bestimmung von Mineralien – ein frühes Beispiel quantitativer mineralogischer Methodik.
Mit der Gründung der Bergakademie Freiberg im Jahr 1765 wurde Gellert Inhaber des Lehrstuhls für Metallurgie, Chemie und Probierkunst. In seinen Forschungen konnte er unter anderem zeigen, dass Steine und Erden schmelzbar sind und dass die Schmelztemperatur von Gemischen niedriger ist als die ihrer Einzelbestandteile – ein grundlegender Beitrag zur Thermochemie.
Gellert - Pionier der metallurgischen Chemie
Gellerts bekanntestes Werk, „Die Anfangsgründe zur metallurgischen Chemie“, erschien bereits 1750. Es umfasst einen theoretischen und einen praktischen Teil und erläutert 97 chemische und metallurgische Verfahren. Die hohe Bedeutung des Werks zeigt sich auch in seiner Übersetzung ins Französische (1758) und Italienische (1790).
Christlieb Ehregott Gellert starb am 18. Mai 1795 im Alter von 81 Jahren. Sein Wirken ist bis heute sichtbar: Ein Gebäude auf dem Campus der Technischen Universität Bergakademie Freiberg trägt seinen Namen – der Gellert-Bau.